6. März 2018

abgestempelt – Judenfeindliche Postkarten

Die Veranstaltungsreihe „Erinnern …“ beginnt mit der Ausstellung „abgestempelt“ – Judenfeindliche Postkarten – im Bürgersaal der Bezirksverwaltungsstelle Hörde, Hörder Bahnhofstraße 16, 44263 Dortmund.

Die Vernissage findet statt am Sonntag, den 18.03.2018 um 11.00 Uhr und wird durch Bezirksbürgermeister Sascha Hillgeris eröffnet. Zudem gibt es eine Einführung in die Wanderausstellung der Bundeszentrale für politische Bildung durch Herrn Prof. Dr. Thomas Goll (TU Dortmund).
Der Vorbereitungskreis „Hörder Pogromgedenken 09.11.1938“ freut sich darüber, dass die Ausstellung durch den Verein proKULTUR anschließend betreut wird und von allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern besucht werden kann.

Ausstellung „abgestempelt“ Judenfeindliche Postkarten vom 18. März bis 15. April 2018
Bürgersaal der Bezirksverwaltungsstelle Dortmund-Hörde, Hörder Bahnhofstraße 16
Öffnungszeiten: Montag – Freitag: 10.00 – 12.00 Uhr
Montag, Dienstag, Donnerstag: 14.00 – 16.00 Uhr

Was heute SMS und MMS über Handy, Tweets auf Twitter, Nachrichten auf WhatsApp oder Messages auf Instagram sind, waren in der analogen Welt Ende des 19. und bis weit ins 20. Jahrhundert hinein Bildpostkarten. Mit ihnen versendete man unkompliziert und günstiger als mit Briefen Nachrichten und Grüße. Wie jedes andere Medium wurden sie nicht nur dazu genutzt, den Urlaubsort vorzustellen oder Festtagsgrüße auszutauschen, sondern dienten häufig auch dazu, mehr oder weniger offen politische Botschaften, ethnische Vorurteile und rassistische Stereotype zu verbreiten.
Am Beispiel antisemitischer Postkarten wird in der Ausstellung „abgestempelt“ deutlich, dass scheinbar harmlos daherkommende Alltagsstereotype häufig nicht nur die Grenzen des guten Geschmacks übertreten, sondern auch in blanken Hass oder übelste Diffamierung ausarten können
und somit alles andere als harmlos sind. Klar wird auch, dass sich Antisemitismus öffentlich nicht erst im Nationalsozialismus manifestierte. Vielmehr war er schon im 19. Jahrhundert ein weit
verbreitetes Phänomen, alltäglich und geläufig – sonst hätte man nicht mit antijüdischen Motiven auf Postkarten werben können – nicht nur in Deutschland, sondern auch in Ländern wie Frankreich, Polen, Russland und den USA.
Der Berliner Sammler Wolfgang Haney hat fast 1.000 antisemitische Postkarten zusammengetragen, von denen eine Auswahl in der Wanderausstellung „abgestempelt“ der Bundeszentrale für politische Bildung dokumentiert ist. Die meisten stammen aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Sie sind historische Quellen, die als Gebrauchsgegenstände einen unmittelbaren Blick in die Welt des Alltags ermöglichen, der geprägt war durch Vorurteile und Diskriminierungen,
denen Juden nicht entkommen konnten, unabhängig davon, wer sie waren oder was sie taten.
Die Ausstellung präsentiert nicht nur einfach etwas Vergangenes. Vielmehr will sie dem Betrachter Motive und Bildsprachen aufzeigen, die ihm helfen, sowohl Antisemitismus als auch andere Formen diskriminierender Etikettierungen in der Gegenwart zu erkennen und zu deuten. Denn wer in der Lage ist, Codes zu dechiffrieren und Symbole zu erschließen, kann auch reflektiert dazu
Stellung nehmen – wie zum Beispiel in den privaten, halböffentlichen und öffentlichen geführten Diskursen über „die“ Ausländer oder „den“ Islam.