Mit unserer Kamera begleiten wir besondere Momente. Wir reagieren und entscheiden, was festgehalten werden soll. Ereignisse werden aber nicht nur dokumentiert, sie werden provoziert. Erst die Anwesenheit einer Kamera ist im wahrsten Sinne des Wortes der auslösende Faktor für eine bestimmte Momentaufnahme. Das gilt auch für die vielen vergnügten Bilder für den Hausgebrauch, Personen werden idealisiert, vielleicht sogar in Szene gesetzt. So sollen sie uns im Gedächtnis bleiben.
Wir erschaffen Erinnerungen für die Zukunft: für unsere Kinder, wenn sie einmal groß sind, für nachfolgende Generationen, für das gute alte Fotoalbum.
In der Summe ist Fotografie also das, was unsere Identität ausmacht. Sie vermittelt ein Gefühl der Zugehörigkeit und gemeinsamen Geschichte. Bilder laden zum Austausch ein, was zusammen erlebt, manchmal auch verpasst wurde, es wird interpretiert und kommentiert. Bemerkenswert ist nun der Wechsel von der persönlichen auf eine öffentliche Ebene, von denen, die beteiligt waren, zu jenen, die das Bild nur von außen kennen. Das Foto wird neu eingeordnet, denn aus dem „Wir waren ein Teil davon“, wird ein „Sie waren ein Teil davon“. Der Zugriff auf private Bildbestände bringt zudem eine aus der Pressefotografie bekannte Frage mit sich: Können wir diesen Bildern vertrauen?
Für die analoge Zeit der Amateurfotografie könnte Folgendes gelten: Es gab kaum Anlass dafür, nur selten die technische Möglichkeit, Bilder im Nachhinein zu manipulieren. Für die beiden Fotografen Peter Lutz und Jens Sundheim lag der Reiz genau darin, im Aufspüren dieser ungeschliffenen Diamanten, dieser einzigartigen Bilder von ungeschminkter, klarer und ehrlicher Schönheit, beim Durchblättern von privaten Fotoalben.
Durch einen Aufruf an die Einwohner*innen in Hörde sollten diese verborgenen Fotoschätze ans Licht gebracht werden, ob nun Alltagsbeobachtungen oder private Momente, die gerade in ihrer Vielfalt die Identität eines Stadtteils ausmachen.
Im Rahmen des f² Fotofestivals vom 17. bis 27. Juni 2021 wurden die ausgesuchten Fotografien als Videoloop im öffentlichen Raum vor dem Café Aufbruch gezeigt.
Schauen Sie hier selbst: https://www.youtube.com/watch?v=6GoGyCYaXu4
Die Premiere vor dem Café Aufbruch war ein riesen Erfolg! Die Macher bekamen in den zahlreichen Gesprächen an diesem Abend viel positive Resonanz. Das Konzept scheint aufzugehen, die Fotos wecken nicht nur Erinnerungen, sie laden zum Austausch untereinander ein und berühren die Herzen.