Seit August und noch bis Ende Januar lebt die Berliner Schriftstellerin Judith Kuckart als „Stadtbeschreiberin“ in Dortmund. Zu den Vorhaben der Literatur-Stipendiatin gehört auch ein Erzähltheater-Projekt, das sich mit dem Stadtteil Hörde auseinandersetzt. Corona-bedingt ließ sich das Theaterspielen nicht verwirklichen – doch Judith Kuckart plante kurzerhand um: Aus dem Erzähltheater wurde ein Hörfilm. Gemeinsam mit Hörder*innen als Heimat-Experten und Theaterschauspieler*innen als professionelle Sprecher*innen produzierte sie den gut einstündigen Film „Hörde Mon Amour“, der ab dem 24. Dezember online zu sehen ist: https://litauf.ruhr/hoerfilm-von-judith-kuckart/
Das Interesse an Hörde rührt aus Judith Kuckarts Kindheit: Bis zum Alter von 14 Jahren verbrachte die gebürtige Schwelmerin aus (traurigen) familiären Gründen einen Teil ihrer Kindheit Am Winterberg. „Hörde ist eine Station meines Lebens, an der ich viel über das Leben gelernt habe. Hörde war eine Schule fürs Leben“, sagt sie selbst.
In ihrer Zeit als Stadtbeschreiberin wohnte sie zwar am Borsigplatz in der Nordstadt, war aber für ihren Film vor allem in Hörde unterwegs. „Hörde Mon Amour“ besteht aus autofiktionalen Dortmund-Texten von Judith Kuckart, autobiografischen Hörde-Erzählungen der Heimatexpert*innen (u.a. Ubbo de Boer, Ulrike Rüthing-Vollmer, Julia Salmi-Maas und Grégoire Salmi) mit der Kamera begleitet. Als Sprecher*innen sind Marlene Keil und Ekkehard Freye vom Theater Dortmund beteiligt.
„Die Kamera wandert wie eine einsame Spaziergängerin über die Hügel von Hörde, auf denen immer noch allerhand los ist, wenn man nur genau hinschaut und hinhört“, beschreibt Judith Kuckart ihren Hörfilm. „Was eigentlich passiert, passiert im Kopf der Zuschauenden, die den Hörfilm mit ihrem eigenen Erleben und den eigenen Erfahrungen abgleichen. So entsteht ein drittes Bild, nein, entsteht eigenes Kino im Kopf, das seinerseits wieder in Dialog treten kann mit unserem Hörfilm Hörde Mon Amour“.
Judith Kuckart
Judith Kuckart studierte Literatur- und Theaterwissenschaften an der Universität Köln und der Freien Universität Berlin. An der Folkwang-Hochschule Essen absolvierte sie außerdem eine Tanzausbildung. Seit 1999 ist sie auch als freie Regisseurin tätig. In ihren künstlerischen Projekten verbindet Judith Kuckart verschiedene künstlerische Sparten, oft auch unter

Die Autorin Judith Kuckart, Berlin, März 2019, Foto: Burkhard Peter
Einbindung der Bevölkerung. Seit 1990 veröffentlicht sie Romane, zuletzt erschien im Juli 2019 „Kein Sturm, nur Wetter“ bei DuMont. Die Autorin hat bereits zahlreiche Literatur-Preise und -Stipendien erhalten. Sie beschäftigt sich intensiv mit Narrativen der Heimat und Herkunft und reflektiert politische Strömungen.
Das Stadtbeschreiber-Stipendium
Das Stadtbeschreiber-Stipendium wird jährlich vergeben. Inhaltlicher Schwerpunkt ist die Transformation Dortmunds von der Stadt der Montanindustrie zum Standort von Wissenschaft, Technik und Dienstleistungen. In der Zeit ihres Stipendiums arbeitet die Stadtbeschreiberin eng mit dem Kulturbüro, dem Literaturhaus Dortmund und weiteren Institutionen der regionalen Literaturszene zusammen, bringt sich in die Stadtgesellschaft ein und gibt den Diskursen aktuelle Impulse. Die nächste Stadtbeschreiberin für Dortmund wird ab Mai 2021 Anna Herzig aus Salzburg.
www.judithkuckart.de
https://litauf.ruhr/judith-kuckart-schreibt/
Medieninformation der Stadt Dortmund, Katrin Pinetzki