13. September 2021

Hörder Kultur trifft auf Sommer-(Regen)

Foto: Sybille Hassinger

Ende August wurde auf dem Friedrich-Ebert-Platz über vier Tage hinweg der erste „Hörder Kultursommer“ gefeiert – ein ganz neues Veranstaltungsformat aus Musik, Talk und Theater – das vom Verein Hörde International e.V. ausgerichtet wurde.
Neben vielen musikalischen Beiträgen gefielen vor allem die Gesprächsrunden im „Talk-Container“, der hier eine Premiere hatte.
In insgesamt sechs Talkrunden wurde über die Entwicklungen und die zukünftige Perspektiven Hördes diskutiert. So konnten die Besucher:innen Gespräche zum Stadtumbau Hördes und zu Kunst- und Kulturprojekten, die momentan in Hörde stattfinden, folgen. Sozial- und kulturpolitische Themen fanden ebenso ihren Raum, wie die Frage, wie die Erinnerungskultur an den Holocaust lebendig gehalten und dem Antisemitismus Einhalt geboten werden kann. Hier nahmen die Gesprächs-teilnehmer:innen Bezug auf die Historie des Friedrich-Ebert-Platzes, auf dem eine der größten jüdischen Synagogen Deutschlands während der Pogromnacht 1938 von den Nationalsozialisten zerstört wurde.
Informativ und beeindruckend waren auch die Schilderungen zu Entwicklungs- und Hilfsprojekten u.a. in afrikanischen Ländern und die Berichte darüber, ob und wie Integration von Geflüchteten in Hörde gelingt.
Großes Theater für die Alten wie die Jungen präsentierte das „Turbo Prop Theater“ mit ihrem Stück „Die Schmuddels“. Wir grüßen Chlodwig, die Klobürste. 🙂
Neben den Talks und dem Theaterstück ließen die Darbietungen unterschiedlicher musikalischer Genres nichts offen. Die Dorfkapelle des Ruhrgebiets Schwarz/rot Atemgold 09 heizte zum Auftakt den Friedrich-Ebert-Platz ein. „What Ever Works“ bediente die Anhänger:innen des Soul, des RnB und des Funks aufs Beste. Schon die brachten die Zuhörer:innen zum Tanzen. Aber spätestens am Freitag bei „Seis del Son“ mit ihrer energiegeladenen Salsa-Performance blieb kaum noch jemand auf den Stühlen sitzen. Dem standen „La Banda Rupo“ am Samstagabend in nichts nach. Auch hier verwandelten lateinamerikanische Rhythmen den Friedrich-Ebert-Platz in eine Piazza mit südlichem Flair. Die farbige Illumination des Platzes und die Beleuchtung der großen alten Platanen haben diese Atmosphäre noch verschönert.
Sybille Hassinger zeigt sich als Mitorganisatorin des Vereins Hörde International e.V. überzeugt: „Hier ist Wandel möglich – durch kulturelle Aufwertung.“
Von der musikalischen Qualität her standen die internationalen „Jungen Talente“ des Instituts für musikalische Bildung an der Seekante in nichts nach. Die Verbindung von Klassik, Jazz und Pop stand hier im Vordergrund. Mit Frank Scheele und Stephan Wolke traf am Sonntag Akustikgitarre auf Gesang. Mit einer enormen Spielfreude begeisterten die beiden mit bekannten und unbekannten Songs. Das Musikprogramm wurde vom Auftritt der beiden Hörder Jungs „Finn und Jonas“ abgerundet. Ihr deutschsprachiger Indie-Pop ist frech, ironisch aber auch selbst- und sozialkritisch und fand besonders bei der jüngeren Fan-Gemeinde großen Anklang.
Die Mischung aus inhaltlich anspruchsvollen Gesprächsrunden sowie stimmungsvollen und qualitativen Konzerten hat viele Besucher:innen angesprochen. Trotz des immer wieder aufkommenden Regens wurde der Kultursommer von rund 800 Gästen besucht.
Drei Ziele verfolgte der Kultursommer: als Ersatz für das Hörder Brückenfest sollte den Hörder:innen ein coronakonformes, aber dennoch attraktives Veranstaltungsformat geboten werden.
Zum Zweiten sollte gerade auch für Dortmunder Künstler:innen, die von der Pandemie besonders betroffen waren, Auftrittsmöglichkeiten geschaffen werden.
Jochen Deschner, Vorstand des Vereins, resümiert: „Der Friedrich-Ebert-Platz, als wahrer Stadtplatz, lässt sich auf hervorragende Weise zum „Wohnzimmer“ umfunktionieren. Bühne, Talk-Container, Bestuhlung, Essens- und Getränkestände wie auch die Illuminierung der Platanen haben trotz des zeitweiligen Regens eine einzigartige Location geschaffen, bereit für weitere Kultur-Events und eine Attraktivierung des Hörder Zentrums. Der Hörder Kultursommer könnte eine Zukunft haben.“
Hörde International dankt den Spender:innen und der Bezirksvertretung Hörde für die finanzielle Unterstützung. Zudem förderte der Hörder Stadtteilfonds den Kultursommer mit Stadterneuerungsmitteln vom Bund, vom Land Nordrhein-Westfalen und der Stadt Dortmund.

Fotos: Sybille Hassinger, Thomas Weyland